Es ist Sommer, August 2005 in Kairo.
Tagsüber flimmert die Luft in der aufsteigenden Hitze über dem Asphalt der mit Menschen und Fahrzeugen gefüllten Straßen der Stadt. Erfüllt mit dem allgegenwärtigen Hupkonzert, dem Schreien der Händler die ihre Ware den vorüberhastenden feilbieten nur ab und zu unterbrochen von den hallenden Lautsprechern auf den Minaretten der Moscheen über die der Muezzin fünfmal am Tag zum Gebet ruft. Er ist zum Glück nicht so heiß, dieser Sommer 2005 in Ägypten und die Sonne schafft es mit dem heißen Asphalt zusammen zur Mittagszeit die Quecksilbersäule des Thermometers auf lediglich 36 Grad Celsius zu treiben.

Mit dem ägyptischen Lebensgefühl verbindet man häufig das Rauchen von Wasserpfeifen und Bauchtanz und wir werden nicht enttäuscht. Immer wieder sieht man Gruppen von Menschen um eine Shisha herumsitzen und zusammen reden und rauchen. Der Rauch riecht fruchtig und intensiv und zieht durch die Straßen. Das Rauchen von Wasserpfeifen ist Teil der ägyptischen Kultur.
Mittlerweile sind die Wasserpfeifen aber auch in Europa sehr beliebt und man kann sie in sogenannten Shisha-Bars rauchen oder sich problemlos eine Shisha kaufen und zu Hause genießen. Der Bauchtanz ist zwar auch längst in großen Teilen Europas angekommen, doch so wie in Ägypten ist er nur sehr selten zu sehen. Das Bauchtanzen muss man wohl einfach im Blut haben. Wer echten Bauchtanz erleben möchte, sollte sich die großen Stars hierzulande anschauen und wir waren sehr neugierig.

Ägyptens Superstar - Der Nightclub - Showtime und zur Person - Kostümschau - Ein besonderes Erlebnis
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Beste Vorraussetzungen also um sich einmal die Show aller Shows in dieser Stadt anzusehen, die im Moment populärste Bauchtänzerin Ägyptens, Dina. Will man die Augen eines Ägyptischen Mannes zum leuchten bringen und sein Antlitz erhellen, so braucht man Ihm lediglich diese vier magischen Buchstaben ins Ohr zu flüstern. Dina ist in Ägypten ein Superstar, vergleichbar den Film und Musikstars in Europa und den USA. Auf das Thema Bauchtanz angesprochen nennt jeder in Ägypten Ihren Namen zu allererst.

Niemand außer Ihr selbst weis genau, wie viel Sie in einem Jahr wirklich verdient. Und wen wundert es, dann, dass von Millionen die Rede ist. Die Menschen in Ägypten übertreiben gerne um ein vielfaches, egal bei welchem Thema also ist Vorsicht geboten, bei dem was da so gesagt wird aber Reich auch vom Europäischen Standpunkt aus gesehen ist Dina mit Sicherheit.

Dass da was dran sein muss, merkt man spätestens wenn man die Reservierung für die Show tätigt und anschließend 630 ägyptische Pfund pro Person auf den Tisch zählt. Dieser Preis beinhaltet zwar ein Dinner und ist im Vergleich zu dem was in Europa ein Konzert kostet wenig (2005 sind 7,- LE = 1 Euro) wäre da nicht die Realität eines durchschnittlichen Beamtenmonatsgehaltes in Ägypten von 400,- bis 500,- LE.

Bauchtanz bekommt man in den Touristenzentren Ägyptens, etwa in Hurghada, Sharm El Seikh oder Mars'a Alam in jedem Hotel geboten. Das ist meist eine bunte Folkloreshow die den Touristen einen Querschnitt der Ägyptischen Kultur aufzeigen soll. Die Qualität des gezeigten schwankt erheblich von schlecht über Mittelmaß und gut bis Spitzenklasse. Eben je nach Hotel, Ort und Saison.
Bauchtanztouristinnen erzählen oft von den "lahmen" Tänzerinnen die Sie dort erlebt haben. Dazu eine kurze Anmerkung am Rande. Ich habe schon fünfjährige ägyptische Mädchen aus dem Publikum besser tanzen gesehen als so manche Tanzlehrerin aus Europa und ich bezweifle, dass diese für je 9,- Euro in vier Hotels am Abend je fünf Tänze zeigen würden und das an sieben Tagen in der Woche.
Man sollte nie vorschnell Urteilen, wenn man die Hintergründe nicht kennt.

Wenn ägyptische Leute Bauchtanz sehen möchten, warten sie auf die nächste Hochzeit oder man geht in einen Nightclub.
Das hört sich nach Rotlicht und Schmuddel an und so mancher Club in Ägypten entspricht dieser Vorstellung auch aber ein guter Nachtclub in Kairo ist etwas anderes.
Geht man durch den Eingang in den "Haroun Al-Rashid Night Club" wo Dina im Moment zweimal die Woche auftritt, wird man von einer angenehmen Wohnzimmeratmosphäre empfangen. Eine straff organisierte Einheit von Kellnern eilt ständig durch den Raum, um die Wünsche der Gäste zu erfüllen. Wie die "Borger" aus dem gleichnamigen Film erfüllen sie deren Motto Leise, Bedachtsam und unauffällig. Der Club ist nicht gerade groß und die in Reihen stehenden kleinen Tische für jeweils vier bis sechs Personen werden durch zwei mit Teppich bezogene Balustraden in drei Preiskategorien geteilt.

Wir haben die teuerste Kategorie gebucht, sitzen allerdings nicht ganz vorne an der kleinen Bühne. Dies ist größeren Gruppen vorbehalten wie etwa einer 8-Köpfigen Familie aus den arabischen Emiraten, welche neben uns platz nimmt. Die Männer Traditionell mit weißer Deallabya und rot-weiß kariertem Kopftuch (Ein Zeichen der Zugehörigkeit zu einer der Religionsrichtungen des Islam). Die Frauen und zwei Töchter unverschleiert in modernen Kleidern.

Einer der Kellner hat bereits Whisky, Cola und Wasser am Kopfende des Tisches angerichtet. Die Menschen von der arabischen Halbinsel kommen gerne nach Ägypten um sich gewissen Ausschweifungen hinzugeben. Frauen zeigen hier was sie zu bieten haben und normalerweise unter dem Schleier verbergen müssen und die Männer frönen dem Alkohol, welcher hierzulande in Hotels und Bars offen verkauft werden darf. Ein Genuss, welcher in jenen arabischen Ländern, in denen die Gesetze der Scharia gelten mit acht Stockhieben auf die nackten Fußsohlen bestraft wird.

Die Show beginnt um 23:30 Uhr mit einer Viermannband und steigert sich erst einmal in er Größe des Orchesters, welches die Sängerin oder den Sänger begleitet. Währenddessen ist Zeit das Mitternächtliche Dinner welches wirklich erstklassig ist in Ruhe zu genießen. Getränke werden selbstverständlich zusätzlich berechnet, man muss es sich eben auch leisten können

Gegen 03:30 Uhr informiert der Oberkellner die interessierten Gäste, das Dina bereits im Haus sei und sich jeden Moment vor dem Club einfinden wird, zum Fotoshooting der Gäste mit dem Star.
Eine wunderbare Gelegenheit, ein paar kurze Worte mit Ihr wechseln zu können.
Es dauert zwar noch eine Weile aber dann ist es so weit. Die Tür des Liftes öffnet sich und Dina entschwebt in Begleitung zweier Zofen der Aufzugskabine. In Ägypten ist es üblich wenn man reich ist sich von bezahlter Dienerschaft umsorgen zu lassen.

Sie ist eine sehr hübsche Erscheinung, welche Männerherzen höher schlagen lässt. Dunkle Locken umschmeicheln ein fein geschnittenes Gesicht mit dunklen Augen. Die Maße scheinen perfekt, die Figur wird durch das geblümte Knielange kleid mit tiefem Dekollete betont. Solches Outfit ist zwar untypisch für eine Ägypterin wird aber von Leuten mit Geld auch hier gerne getragen. Mit etwa 165 cm ist Dina nicht sehr groß, wirkt aber recht durchtrainiert.
Wir müssen uns nicht mit arabisch abmühen, da Sie perfekt englisch spricht.
Während der kurzen Unterhaltung bekommt man einen netten Eindruck von dem Menschen in Ihr. Der Hausfotograf macht von jedem der möchte, Bilder mit dem Star die Er am selben Morgen noch im Großformat für 25,- LE pro Stück an die jeweiligen Gäste verteilt

Jetzt endlich kann es losgehen und Dina zeigt das man zu recht nur das Beste über Sie erzählt, Prädikat absolut sehenswert. Sie ist ein Energiebündel beim Tanzen auch wenn viele arabische Männer und nicht nur diese zusätzlich die erotische Note schätzen, welche Ihre Kostüme die Sie übrigens viermal an diesem Morgen wechselt bieten.
Diese Kleider, welche eigens von der Kairoer Designerin Sahar Okasha für Sie kreiert werden bestehen aus edlen Stoffen und haben keine oder nur wenige Bestickungen mit Pailletten oder Perlen, nach der Philosophie, dass weniger oft mehr ist.

Anfangs trägt Sie einen Zweiteiler in Gold und dunkelgrün, einem knappen BH-Oberteil mit einem aufgesetzten Dreieckstuch, welches am engen Rock angeknöpft wird. Der Rock hat über das linke Bein einen Schlitz bis in Schritthöhe. Ein golden glitzerndes Band führt vom Anfang durch diesen Schlitz und endet an der Fessel, wo es befestigt ist.

Es folgt ein weiterer Zweiteiler in leuchtend hellem Gelb.
Auch hier wieder ein mit Strassbändern eingefasstes eher nur stützendes BH-Oberteil und ein Rock in zwei längen, vorne knapper mini mit hängenden Straßteilen und hinten bodenlang.
Wie das vorige Kostüm ebenfalls aus elastischen Lurextextilien als Grundmaterial gefertigt.

Ein Einteiler in Flieder und Hautfarben mit der Optik eines Zweiteilers wirkt wie ein Minikleid an welchem ein im Stil der Siebziger gemusterter Stoff als bodenlanger Rock mit mehrere Zentimeter breitem Beinschlitz die Beine umfließt. Der obere Teil ist verziert mit in Mustern angeordneten Pailletten in Flieder, weiß und schwarz-lopho

Zum Abschluss trägt Dina wiederum einen Zweiteiler.
Im Ethnolook und modern gestaltet erinnert dieses Kostüm an die Ausstattung eines Fantasyfilmes.
Goldfarbene Stoffe und Acessoares wie jeweils einem asymmetrisch angeordneten Arm und Beinstulpen und Aufgesetzten Messingfarbenen Schmuckplatten in ovaler Form, das Oberteil wie eine Rüstung aus Metall gestaltet

Ein Auftritt übrigens ohne einen Schleier welchen die Ägyptischen Tänzerinnen allenfalls zum Anfang eines Auftrittes ganz kurz verwenden und meist sofort ablegen und zu diesen Kleidern hätte das ohnehin nicht gepasst

Begleitet von einem riesigen Orchester mit über 20 Musikern, teilweise mit Sänger oder Sängerin und dreistimmigem Backgroundchor fegt Sie über die kleine Bühne und bringt Ihr Publikum zu Begeisterungsstürmen. Auch der Gesamteindruck ist ein tolles Erlebnis

Es ist kaum zu glauben, wie auf so wenig Platz solch ein großes Orchester platz hat und trotzdem noch genug Raum für die Tänzerin bleibt. Ein Schlagzeuger, drei Tablas, zwei Trommeln, mehrere Geiger, Gitarren, Flöten, Akkordeon, Trompete, Keyboard und vier Sänger versuchen Ihr bestes zu geben.
Orientalische Musik ertönt, wie aus einem der alten Filme, die man schon einmal gesehen hat. Filme von Auftritten der großen Stars des Bauchtanzes in Kairo wie etwa Samia Gamal, Nagua Fuad, Suheir Saki oder Rakia Hassan. Doch diese früheren Größen des Bauchtanzes tanzen heute nicht mehr oder sind im Dunkel der Geschichte verschwunden..
So entsteht für den Betrachter eine Atmosphäre des Authentischen wie Sie nur hier und auf diese Art entstehen kann, in diesem Land, dieser Stadt und ihren Menschen, jenen Zutaten eben welche nötig sind ein Erlebnis zu schaffen.

Dina zeigt Ihr können, ganz ohne Choreographie denn orientalische Musiker variieren gerne, je nach Lust und Laune, wohl einer der Gründe weshalb ihre Werke so oft endlos lange werden. Eine gute Tänzerin braucht keine Choreographie, weshalb jeder Auftritt einem einmaligen Kunstwerk gleicht. Routiniert elegant s schwebt Sie über das Parkett, mit diesen den Ägypterinnen typischen Bewegungen an denen sich die nordischen Nachahmerinnen oft so schwer tun.

Einigen Geburtstagskindern unter dem Publikum gratuliert Sie zwischendurch und schneidet mit einem ebenfalls anwesenden Brautpaar die Hochzeitstorte an. Natürlich wird diese Ehre von den Verwandten im Bild festgehalten

Unter tosendem Beifall der Gäste schließt Sie Ihren Auftritt ab und präsentiert die mitwirkenden Sänger und das Orchester noch einmal zur Ovation.

Nach fünf Uhr am Morgen fahren wir im Taxi die Straße am östlichen Nilufer entlang durch die Lichter der nächtlichen Stadt Richtung Hotel. Links von uns am jenseitigen Ufer auf der Nilinsel Garante Strahlt der Cairo-Tower im gelblichen Scheinwerferlicht und kurz darauf zieht das Ägyptische Museum an uns vorbei während die Stadt langsam erwacht.

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